Mann oder Wolf?

Heute war sie in der Post, die langersehnte neue Scheibe der Eels alias Mark Oliver Everett. Wer sich wieder mal ein zweites “Novocaine for the soul” erhofft hat, wird ein weiteres Mal enttäuscht. Leute, kapiert es endlich: Der Mann macht, was er will und das ist selten das, was von ihm erwartet wird. Selbst wenn er wollte, was von ihm erwartet wird, würde er es wahrscheinlich genau deshalb nicht tun.
Soviel vorneweg: “Hombre Lobo” ist eine tolle Platte! Beim ersten Durchhören erinnert es wohl stark an das eher ruppige Souljacker-Album. Country-Shuffle und Rockabilly Rhythmen, twangende Gitarrenriffs, angezerrter Gesang, alles verpackt in eine scheinbare LoFi-Indieproduktion (wer genauer hinhört, vermag die kalkulierte Raffinesse in der Produktion zu erkennen). Doch die Platte hat auch andere Seiten. Mehrere ruhigere Songs durchziehen das Album fast unauffällig. Hier fehlen allerdings fast gänzlich die gewohnten, gehassliebten schwülstig arrangierten Streicher- und Spielzeugpianoarrangements, die zuckersüßen Melodien, die man genießt und gleichzeitig überlegt, ob man morgen seinen Zahnarzt anrufen muss, wenn man zu lange drauf herumlutscht. Bitte nicht falsch verstehen: “Blinking Lights…” ist wahrlich ein Meisterwerk der Songschmiedekunst, aber diese Platte hier ist anders. Die Balladen auf “Hombre Lobo” erinnern eher an “Things the Grandchildren should know” und dieser geniale Song ist uns ja auch sehr schnell ans Herz gewachsen – Shit, der ist ja auch auf “Blinking Lights”. Hab ich schon das Wort “Meisterwerk” verwendet?
Doch zurück zu “Hombre Lobo”: Everett klingt insgesamt ungewohnt offensiv. Ein Zustand, der ihm selber nicht ganz geheuer zu sein scheint, präsentiert er sich doch im Booklet ausschließlich in monochrom eingefärbten Bildern mit Sonnenbrille und Existenzialistenbart, oder ganz einfach von hinten. “So, ich hab das mal rausgehauen, jetzt seht mal selber zu, wie ihr damit zurechtkommt.”, scheint er uns zurufen zu wollen, dreht sich um und geht.

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